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Videos vom Plattenspieler

Mit ungewöhnlichen Video-Performances verblüfft der österreichische Künstler Gebhard Sengmüller derzeit die internationale Kunst-Avantgarde. Er hat eine Technik entwickelt, um Videos von einer Schallplatte abzuspielen. Das schwarz-weiße "VinylVideo" rufe Erinnerungen an die Frühzeit des Fernsehens wach, heißt es in einer Aussendung der Agentur Partners in PR. Außerdem kann der Künstler wie ein DJ mit der Platte experimentieren und so das Abspielen als einzigartige Live-Perfomance gestalten. Das Videoband wird zunächst mit einer eigens entwickelten Technologie in ein analoges elektrisches Signal umgewandelt, das zur Pressung einer Schallplatte verwendet wird. Die präparierte Platte legt man auf einen gewöhnlichen Plattenspieler auf. Über das "VinylVideo Home Kit" - eine kleine Box, die den Plattenspieler mit einem Fernsehapparat verbindet - wird das elektronische Signal wieder in ein Bild-Ton-Video zurückverwandelt, das auf dem TV-Gerät angesehen werden kann. Allerdings verliert das Material durch die notwendige Reduktion der Bildauflösung die Farbe. Es entstehe eine ganz neue Ästhetik, die Künstler und Filmemacher zum Experimentieren einlade, heißt es in der Aussendung. Bei der Vorführung schließlich kann das Material etwa durch das Versetzen der Abspielnadel oder das Verändern der Geschwindigkeit verfremdet werden. Sengmüller, der das "VinylVideo" mit der technischen Unterstützung von Martin Diamant und Günter Erhart entwickelt hat, wollte mit seiner Erfindung eine Lücke in der Mediengeschichte füllen. Denn zwischen 1935, dem Beginn des Fernsehens, und 1958, als die ersten Videorecorder auf den Markt kamen, schien es unmöglich, Fernsehgeschehen festzuhalten. Dem Schotten John Logie Baird war es zwar in den späten zwanziger Jahren zwar gelungen, mit seinem Apparat "Phonovision" Videosignale zu speichern, doch das Abspielen klappte nicht. Er hatte im Unterschied zu den heute gebräuchlichen hochwertigen PVC-Platten nur eine Wachsplatte zur Verfügung. Für Sengmüller stellt das VinylVideo nun eine Art Missing Link in der technischen Entwicklung dar. "Es ist ein Stück Fake-Medienarchäologie und gleichzeitig eine Vision völlig neuer Live-Bildmischtechniken." Mit dem VinylVideo experimentiert haben bereits international bekannte Künstler wie Heimo Zobernig, Kristin Lucas und Annika Eriksson. Auf der Homepage "http://www.vinylvideo.com" kann man Ausschnitte aus ihren Videoplatten anschauen, sich über Sengmüllers Erfindung informieren und die Ausrüstung für das Heimkino vom Plattenspieler erwerben.